Corporate Design und Industrialisierung

  • Zwischen 1911–1927: 300’000 «Tin Lizzies» werden i Fordwerk Trafford Park hergestellt.
  • Geschirr aus industrieller Produktion um 1930.

Nun drehen wir die Zeit zurück

Um 1900 entwickelt sich die Industrialisierung sehr rasch. Die serielle Fertigung von Produkten führt dazu, dass die Produktion stärker wächst als die Nachfrage. Die Produkte und die Unternehmen beginnen sich zu konkurrenzieren.

Begriff Design taucht auf. Zuvor war die Formgebung verbunden mit den Begriffen Handwerk und Kunsthandwerk. Im Laufe der Industrialisierung wird die Formgebung von Produkten zum zentralen Mittel der Hervorhebung und Abgrenzung zur Konkurrenz. 

Bauhaus

  • Bauhaus Dessau
  • Freischwinger Stam – Breuer, 1926
  • Lampe Wilhelm Wagenfeld, 1924[

Das Bauhaus thematisiert den Einfluss der industriellen Produktion auf das Design, das damals noch Formgebung hiess. Die Erkenntnis: Neue Produktionsformen und Materialien führen auch zu neuen Gestaltungsformen.

Beispielsweise konfektionierte Rohre werden zu Stühlen.
Abb. oben: 1926 erfand und entwarf Mart Stam den ersten Freischwinger, den Marcel Breuer schliesslich weiterentwickelte.

  • Wahlplakate an einer Litfaßsäule, Berlin, ca. 1930
  • Fordwerke Dagenham Krafftwerk, 1939
  • Dr. Oetker Kochbuch, 1895
  • Heinrich Blechner: Odol Mundwasser. Um 1920
  • Persil Waschmittel, ab 1907
  • Dr. Oetker Backpulver
  • Markenzeichen Belgische Staatsbahn, Harry van de Velde

Vom Verkäufermarkt (knappe Produkte) zum Käufermarkt (Überproduktion)

Neben der Formgebung von Produkten wurde man sich allmählich bewusst, dass man auch für Produkte werben sollte. Die Werbung wurde ca. um 1850 erfunden.

Richtig im Schwung kam sie  jedoch mit der Industrialisierung und dem Wandel vom Verkäufermarkt (knappe Produkte) zum Käufermarkt (Überproduktion).

Der nächste Schritt: Die Marke, der Brand und das Marketing

Dr. Oetker Packpulver, Odol Mundwasser und Persil Waschmittel gelten als die ersten Produkte die mit damals modernen Marketingmassnahmen auf den Markt gebracht wurden.

Abb. oben: Dr. Oetker veröffentlichte schon im Jahre 1895 ein Kochbuch: «Für die Küche!, Dr A. Oetkers Grundlehren der Kochkunst»

1892 bringt Karl August Lingner Odol Mundwasser auf den Markt. Die Aufwendungen für Werbung sind für diese Zeit enorm.

Giacomo Puccini widmet dem Mundwasser eine «Odol-Ode»: L’ode all‘ Odol.

1907 bringt der Seifenhersteller Henkel das erst selbstständige Waschmittel auf den Markt. Selbständig meint: kein Schrubben und Scheuern mehr.

Das besondere war die Verkaufsform: Persil war im Gegensatz zur Konkurrenz nur im Karton erhältlich. Die Packung wurde als Werbefläche entdeckt.

Gemeinsam ist allen: Sie haben über das Produkt hinaus gedacht und ansatzweise einen Marketingmix konzipiert.

Noch fehlt den Unternehmen das Bewusstsein für eine einheitliche und strategisch ausgerichtete Corporate Identity und damit auch für das Corporate Design. Obwohl auch schon damals Design betrieben wurde.