CI/CD im III Reich – Überredung – Überhöhung – Enttäuschung

  • Reichsparteitag der NSDAP, 1935
  • Der Reichsparteitag der NSdAP, «Parteitag der Ehre», eröffnet am 8.9.1936 in Nürnberg
  • Mit dem Volksempfänger brachen die Nazis ihre Propaganda in jede Stube.
  • Mit der Einvernahme des Wochenschau brachte Hitler auch das beweget Bild unter seine Kontrolle.
  • In diesem Buch war das Leitbild der Nazis nachzulesen.

Adolf Hitler war ein Überzeugungstäter. Man hätte in Deutschland das Leitbild seines Unternehmens lesen können. Er hat 1924 den ersten Teil im Gefängnis geschrieben. Es war allen zugänglich. Über die Philosophie müssen wir nicht mehr nachdenken. Die Geschichte und deren Ausgang ist und allen bekannt.

Vielmehr interessiert uns die mediale Umsetzung seines Leitbildes, die Corporate Identity in das Corporate Design der Nationalsozialisten.

Wir tragen die Bilder alle in unseren Köpfen herum. Wer die Bilder der Massenaufmärsche und braunen Kampfverbände einmal gesehen hat, wird sie fast nicht mehr los. Sie sind abstossend und anziehend zu gleich. Es die Ästhetik der Masse und die Suggestion Hitlers Sprache die dies Bewirkt.

Kein Wort zu viel. Jeder Nachdruck genau gesetzt. Und so verständlich, dass die Reden übertragen durch den Volksempfänger im ganzen Land verstanden wurden.

Die Worte sind erfüllt von Pathos, Eindringlichkeit und Überzeugungskraft. Eine akribisch geplante Choreografie sowie eine raffinierte Rhetorik führen zu einem Erscheinungsbild das immer und sofort erkennbar ist. Alle Auftritte geleichen sich darin aufs Haar und schaffen damit eine Identität.

Er ist nicht nur ein guter Redner. Er setzt auch die ihm zu Verfügung stehenden Mittel der Technik ein. Die Wochenschau, ein informatives Vorprogramm in den Kinos, wird zum festen Bestandteil seine Informationsstrategie. Zwar gab es Wochenschauen schon vor der Machtergreifung der Nazis in Deutschland, doch Hitler vereinigte die vier unabhängigen Wochenschauen 1940 in die Deutsche Wochenschau der UFA und gewann so die Kontrolle über die Berichterstattung der Ereignisse.

  • Dirigent Wilhelm Furtwängler (re.) dirigiert ein Konzert der Berliner Philharmoniker.
  • Skulpturen des Bildhauers Arno Breker entsprechen den Vorstellungen der Partei.
  • Albert Speer entwirft die neue deutsche Hauptstadt.
  • Die Ausstellung „entartete Kunst“ in München, 1937
  • Die junge Leni Riefenstahl setzt die Olympiade 1936 in Szene.

Veranstaltungen wie die Reichsparteitage und die Olympischen Spiele 1936 in Berlin wurden nicht einfach abgefilmt, sondern von der damals jungen Leni Riefenstahl dramatisch ins Bildgesetzt. Auch hier war Hitler sich bewusst, das Medium Film für seine Erscheinung und für das Erscheinungsbild des nationalsozialistischen Deutschlands einzusetzen.

Um das Gesamtbild abzuschliessen integrierte Hitler auch die Architektur ein sein Erscheinungsbild. Der Architekt Albert Speer war damit beauftragt in Berlin mit Monumentalbauten der nationalsozialistischen Regierung einen passenden, architektonischen Rahmen zu setzen. Der Verlauf des Krieges verhinderte das Vorhaben. Vorbesichtigung der Ausstellung «Entartete Kunst», München, am 16. Juli 1937 mit Adolf Hitler, Adolf Ziegler, Wolfgang Willrich, Walter Hansen und Heinrich Hoffmann (Völkischer Beobachter, Münchner Ausgabe, 17. Juli 1937).

Um das Bild abzurunden presse Hitler auch noch die Künstler und ihr Schaffen in die Passform seiner Philosophie. Was als Kunstform nicht der Vorstellung entsprach wurde mit dem Begriff Entartet versehen.

Hitler und seine Gefolgsleute sind über die Wirkungskraft von Leitbildern und den implizierten Werten durchaus bewusst und setzen das mediale Instrumentarium gezielt ein. Ebenso sind sie sich im klaren, dass die Vorherrschaft über die Medien sowie über deren Deutungshoheit von strategischer Bedeutung sind. Damit nehmen sie vorweg was in der heutigen Kommunikationswirtschaft zum Allgemeingut gehört: Besetze als erster den Kommunikationsraum und beherrsche die Deutungshoheit. Die nachfolgenden Botschaften werden es schwer haben das bereits besetzte Feld zu gewinnen.